Sars2 vs. Influenza - Übersterblichkeitsvergleich

(11.04.2020) Epidemiologisch misst man die Mortalität einer Epidemie an Übersterblichkeit. Für Genauigkeit bräuchte man Geduld. Denn seriöse Datensammlung, -übermittlung und -auswertung ist nicht in Echtzeit zu haben. Dennoch könnte man auch die dramatisierenden Covid-19-Echtzeit-Zahlen des Robert-Koch-Instituts oder der Johns-Hopkins-Universität seriöser einordnen, wenn man sie in ein vernünftiges Verhältnis zu anderen relevanten Zahlen setzt. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde macht vor, wie es geht. (Hamburg macht das ähnlich, mit dem Resultat, dass man die Toten-Zahlen des RKI etwa halbieren könnte, um ein ungefähres Bild von der corona-assoziierten Übersterblichkeit zu gewinnen):


Seit 10 Jahren wird auf https://www.euromomo.eu/ die influenza-assoziierte Übersterblichkeit gemessen. Mit derselben Methodik wird zurzeit die corona-assoziierte Übersterblichkeit beobachtet.

Es ist zum ersten ersichtlich, dass vor allem Italien, Frankreich und Spanien eine „sehr hohe“ Übersterblichkeit bekämpfen, während Österreich und Deutschland ihre großen Sozialexperimente schon vor jedem Anzeichen einer influenza-ähnlichen Corona-Übersterblichkeit begonnen haben bzw. mit ihnen an Untersterblichkeit „arbeiten“:

 


Zum zweiten zeigt sich etwa für Frankreich, dass es seine gesellschaftlichen Kraftanstrengungen gegen eine corona-assoziierte Übersterblichkeit im Jahr 2020 im Rahmen bisher einer Woche mit „hoher“ (week 12) und einer Woche mit „sehr hoher“ (week 14) Übersterblichkeit unternimmt, während 2016/17 eine „sehr hohe“ Influenza-Übersterblichkeit sechs Wochen lang zu verzeichnen war, ohne ähnliche Maßnahmen zu erfordern. Kein Alain Finkielkraut hatte angesichts dieses Sterbens zur Rettung der  „Schwächsten und Verwundbarsten“ aufgerufen und folgenden Ausspruch für nötig befunden: „Das Leben eines Greises ist so viel wert wie jenes eines Menschen im Vollbesitz seiner Kräfte. Solange wir dieses Prinzip hochhalten, hat der zeitgenössische Nihilismus nicht endgültig triumphiert, und wir bleiben eine Zivilisation.“ (FAZ, 1.4.20)

Ähnliches gilt für alle Länder. Die nachstehenden Abbildungen (vgl. https://www.euromomo.eu/slices/map_2017_2020.html und https://www.euromomo.eu/outputs/map.html) sind Momentaufnahmen; mit dem roten Curser lässt sich für jedes Land die Übersterblichkeit jeder Woche der letzten 10 Jahre nachvollziehen, sofern die Länder an der Studie teilnehmen. (Für die jeweilige unmittelbare Gegenwart ist aufgrund der Datenverarbeitungsprozesse immer mit Nachkorrekturen zu rechnen.)



Übersterblichkeit während der laufenden Corona-Welle 2020


 



Eine sehr hohe Übersterblichkeit (dunkelblaue Färbung) gibt es bisher in Italien seit der 12. Woche (insgesamt 3 Wochen), so auch in Spanien; in Frankreich und in GB (England) seit der 14. Woche (insgesamt eine Woche).

Übersterblichkeit während der Grippewelle 2018/2019 und 2019/20

In diesen Wintern war die influenza-assoziierte Übersterblichkeit vergleichsweise niedrig: Spanien (week 3) und Frankreich (week 6) verzeichnen 2019 nur eine Woche eine sehr hohe Übersterblichkeit.

Übersterblichkeit während der Grippewelle 2017/18


Deutschland laut RKI 25.100 Übersterblichkeitstote, Hessen 1 Woche lang (week 10) sehr hohe Übersterblichkeit. Spanien: 5 Wochen lang (week 52-4), Niederlande: 3 Wochen, Belgien: 2 Wochen, Frankreich: 1 Woche





Übersterblichkeit während der Grippewelle 2016/17

In Frankreich: 6 Wochen lang sehr hohe Übersterblichkeit (week 52-5). In Spanien: 5 Wochen (week 1-5). In Italien: 4 Wochen (week 1-3, 12).

Übersterblichkeit während der Grippewelle 2014/15



In Spanien: 6 Wochen lang sehr hohe Übersterblichkeit (week 3-8); in Frankreich: 4 Wochen (week 6-9). GB (England): 4 Wochen (week 52-3), Italien nimmt an Studie nicht teil.

In Deutschland 2012/13 laut RKI: 28.900 influenza-bedingte Übersterblichkeitstote.


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